Auschnitt aus der Sportrevue über Trainingsintensität (letzten Abschnitt lesen)
DAS
OPTIMALE TRAININGSPENSUM
Teil 1
von B. Johnston, Fotos: M. Neveux
B. Johnston's Trainingstheorien
widersprechen der anerkannten Methodologie für den Muskel- und
Kraftaufbau und weisen viele Parallelen mit Mike Mentzers
Trainingsprotokollen auf, einschließlich kurzer, weniger häufiger,
hochintensiver Trainingssitzungen.
Das große Dilemma im Bereich
Trainingswissenschaft liegt in der großen Anzahl unterschiedlicher
Empfehlungen, die genannt werden, um einen optimalen Zuwachs bei der
Funktionalität des Körpers zu erzielen, d. h. Kraft, fettfreies
Gewebe und Beweglichkeit. Einige Experten befürworten einen Satz pro
Übung, während andere drei Sätze gutheißen. Einige sind der Ansicht,
daß es angemessen ist, fünf Tage die Woche zu trainieren, während
andere die Meinung vertreten, daß zwei bis drei Tage die Woche
ausreichen. Allgemein gesagt heißt dies, daß eine Denkschule
behauptet, mehr sei gleich besser, während die andere erklärt, daß
weniger gleich besser sei, wobei keine der beiden Seiten einsieht,
wie blind sie eigentlich ist.
Widersprüchlich,
unwissenschaftlich und undurchsichtig sind nur
einige wenige Worte, um die in der gesamten Fitneßindustrie
verbreiteten Methoden zu beschreiben. Die sogenannten Experten sind
zu plappernden Papageien geworden, die undefinierbare Gemeinplätze
ständig wiederholen und nicht in der Lage sind, die grundlegenden
Prinzipien der Wissenschaft des anaeroben Trainings anzuwenden.
Warum schaffen es die meisten "Experten" nicht, konkrete Kriterien
aufzustellen?
Selbst wenn Sie den
ganzen Tag trainieren, werden Ihre Muskeln nur dann stärker,
wenn Sie sich immer wieder mit neuen Kraftanstrengungen selbst
herausfordern
Am bedeutendsten ist jedoch die
Tatsache, daß fast alle Experten es versäumen, wirklich alle
Elemente in ihren Trainingsprogrammen zu messen und zu
protokollieren. Ebenso wie ein Medikament muß auch das Training in
einem exakten Verhältnis zwischen Dosis und Wirkung 'verschrieben'
werden. Dies ist ungeheuer wichtig, da jede Wiederholung sich auf
die Funktionalität und die Erholungsfähigkeit des Körpers auswirkt.
Es hat keinen Sinn, mehr zu tun als erforderlich. Dies wäre vielmehr
eine Verschwendung von Zeit und Energie.
Wenn Sie zum Beispiel eine körperliche
Arbeit ausüben, sagen wir, einen Graben ausheben, dann graben Sie ja
auch nicht im Zickzack, sondern bestimmen den kürzesten und am
leichtesten auszuführenden Weg, also eine gerade Linie. Beim
Training verhält es sich genau so. Es ist wichtig, genau zu wissen,
welchen Stimulus man braucht, um fettfreie Muskelmasse und Kraft
optimal zu erhöhen, und nicht, wie lange man es aushalten kann, Tag
für Tag überflüssig zu trainieren. Um das genaue Trainingspensum
bestimmen zu können, das in Ihrem Fall erforderlich ist, müssen Sie
drei Grundprinzipien des Krafttrainings verstehen:
Intensität bzw. Kraftanstrengung
Volumen bzw. die Zeit unter Anspannung
(TUT = Time under Tension)
Frequenz bzw. die Trainingshäufigkeit
Intensität
Da ein anaerobes bzw. ein kraftbezogenes
Training mit einer hochintensiven Kraftanstrengung einhergeht,
stellt diese Komponente ein unveränderliches Kriterium dar und gilt
für alle Trainierenden. Daher muß sich die Kraftanstrengung während
einer Übung immer der Marke von 100 Prozent nähern, um mit
größtmöglicher Wahrscheinlichkeit den Wachstumsmechanismus der
Muskeln auszulösen.
Wenn Ihr gegenwärtiges Kraftniveau
beispielsweise bei 100 Einheiten liegt, Sie aber nur 90 Einheiten
aufwenden, um eine Übung auszuführen, gibt es für Ihre Muskeln
aus physiologischer Sicht keinen Grund, sich anzupassen und ein
höheres Kraftniveau zu erreichen, egal wie häufig und wieviele Sätze
Sie trainieren. Selbst wenn Sie den ganzen Tag trainieren, werden
Ihre Muskeln nur dann stärker, wenn Sie sich immer wieder mit neuen
Kraftanstrengungen selbst herausfordern.
Die Muskeln müssen dazu gezwungen
werden, stärker zu werden, um ihren Aufgaben gewachsen zu sein und
auch mit ähnlichen Belastungen in der Zukunft fertig zu werden.
Dieses Ziel kann nur durch ein Training erreicht werden, das auf
ein vorübergehendes Muskelversagen ausgerichtet ist, also auf den
Punkt, an dem es unmöglich ist, eine weitere Wiederholung mit guter
Trainingsform zu bewältigen. Der Eintritt des Muskelversagens
bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, daß man sein Höchstgewicht für
eine Wiederholung bewegt hat, sondern deutet vielmehr darauf hin,
daß man den Satz solange weitertrainiert hat (unabhängig von der
Anzahl der Wiederholungen), bis man das Gewicht nicht mehr bewegen
konnte.
Wenn die Trainingsanforderungen
geringer ausfallen als das, was man tatsächlich erreichen kann, wird
sich der Fortschritt stark verlangsamen. Selbst wenn man mit
geringerer Intensität - beispielsweise 95 Prozent - eine Reaktion
hervorrufen könnte, wäre es unmöglich festzustellen, wann man dieses
bestimmte Kraftniveau erreicht hat.