Zur möglichst geradlinigen Fortbewegung des Bootes dient der Vorwärtsschlag. Je näher am Boot der Schlag erfolgt, desto geringer ist die entstehende Rotationskraft, die auf das Boot wirkt, und um so geradliniger bewegt sich das Boot fort. Je höher sich die Schultern über der Wasseroberfläche befinden und je steiler das Paddel gehalten wird, desto näher kann das Blatt am Boot geführt werden.
Bedeutend für eine gute Paddeltechnik ist der Einsatz des ganzen Körpers; es muss gelingen, nicht nur die schwache Armmuskulatur, sondern vor allem die kräftige Rumpf- und Rückenmuskulatur in jeden Paddelschlag einzubeziehen. (Ein unkontrollierter Körpereinsatz kann durch auftretendes Kippeln und Wriggen des Bootes allerdings einen schlechten Einfluß auf die Geradeausfahrt haben.)

Eintauchphase

Das Paddel muss weit vorne und ohne Kraftaufwand in das Wasser eintauchen. Das eintauchende Paddelblatt darf sich gegenüber dem Wasser noch nicht in Zugrichtung bewegen. Der Zugarm (Arbeitsarm) ist dabei gestreckt. Die Schulter des Zugarms ist nach vorn geschoben und der Körper in gleicher Richtung verwunden. Die Hand des Druckarms befindet sich etwa in Augenhöhe.

Hauptzugphase

Die Kraft darf erst dann auf das Paddel wirken, wenn das Arbeitsblatt vollständig eingetaucht ist. Erfolgt der Krafteinsatz zu zeitig (das Paddel wird beim Eintauchen schon in Zugrichtung bewegt), spritzt das Wasser vom Paddelblatt weg und es wird viel Luft mit in das Wasser gerissen. Das Paddelblatt findet so nur wenig Widerstand im Wasser. Außerdem verkürzt sich der wirksame Weg des Paddelblattes pro Paddelschlag.
Besonders bei kräftigen Schlägen musst Du darauf achten, dass Dein Paddelblatt während des Durchzuges vollständig im Wasser steckt. Je breiter die Schnittfläche des Paddels an der Wasseroberfläche ist, desto mehr Luft wird hinter die Paddelfläche in das Wasser gesogen. Diese Luft sorgt dafür, dass Du Dein Paddel leicht durch das Wasser bewegen kannst und nur wenig Kraft für den Vortrieb Deines Bootes aufbringst. Achte also darauf, dass nur der schmale Paddelschaft die Wasseroberfläche schneidet. (Achte auch bei anderen schnellen Schlägen, wie Rund- und Konterschlag, auf diesen Effekt.)
Während des Paddelschlages ist der Zugarm so lange wie möglich gestreckt. Der Blattdurchzug wird anfangs "nur" durch eine kräftige Drehung des Rumpfes und das nach hinten Ziehen der Schulter erreicht.
Erst am Ende des Schlages werden durch leichte Beugung des Zugarmes zusätzlich die kleineren Armmuskeln eingesetzt (insbesondere der Bizeps).
Der Druckarm drückt nach vorn und gleichzeitig leicht nach unten. Zum Ende des Durchzuges ist er fast gestreckt. Die Druckhand bleibt etwa in Augenhöhe und wird im leichten Bogen nach vorn geführt. Die Hand wird dabei nur leicht über die Kiellinie (Mittellinie) des Bootes hinaus geschoben. Achte darauf, dass Du Deine Druckhand während des Blattdurchzuges nicht nach unten führst.

Aushub

Im Verlauf des Vorwärtsschlages wird das Arbeitsblatt möglichst dicht am Boot senkrecht zur Fahrtrichtung bis kurz vor den Körper gezogen. Jetzt erfolgt der Aushub des Paddels und das schnelle Umsetzen auf die Gegenseite.
Die Druckhand wird nach unten – außen geführt und gestreckt. Die Zughand wird schnell gehoben.
Die Körperverwringung vom Anfang der Hauptzugphase bleibt erhalten. Zusätzlich wird die Schulter des Druckarmes nach vorn geschoben.
Die Umsetzphase sollte so kurz wie möglich sein, denn in diesem Moment kannst Du Deinem Boot keinen Vortrieb verleihen und es außerdem nicht steuern.

Besonderheiten

Am Start oder bei hoher Beschleunigung (nach starken Drehungen) muss das Paddelblatt möglichst senkrecht zur Fahrtrichtung im Wasser stehen, so dass die wirksame Paddelfläche groß ist. Dies erreicht man durch Vorschieben des oberen Armes zu Beginn des Paddelschlages und gleichzeitiges beugen des oberen Armes während der Beugung des Zugarmes. Im Extremfall (z. B. am Start) kann während des Blattdurchzuges hierbei die Beugung des Oberkörpers von vorn nach hinten unterstützend wirken.
Die rhythmische Beugung des Oberkörpers verursacht jedoch ein ungünstiges Wriggen des Bootes um seine Querachse (Stampfen) und sollte vermieden werden.

Hinweise

Die Körperverwringung findet aus der Hüfte heraus über den gesamten Oberkörper statt. Achte darauf, dass sich Dein Becken nicht mit verdreht oder seitlich kippelt. Die Beine stabilisieren Deinen Halt im Boot durch leichten Druck gegen die Fußstützen. Der Kopf bleibt gerade nach vorn gerichtet, die Bewegungen des Rumpfes werden im Hals ausgeglichen.
Während des Paddelschlages beginnt das Wasser um das Blatt herum zu strömen. Je länger das Blatt im Wasser arbeitet, desto größer wird diese Strömung. Der verfügbare Abdruck des Paddelblattes im Wasser verringert sich entsprechend. Bei Sprints oder in Beschleunigungsphasen sind also kurze, schnelle Paddelschläge effektiver, da hier der Weg des Paddels im Wasser relativ kurz ist und damit die Abdruckverluste durch die Umströmung des Paddels geringer sind. Wesentlich ist aber gerade bei hoher Schlagfrequenz die exakte Ausführung, besonders die Eintauchphase des Paddelblattes ohne Last und der Einsatz der Körpermuskulatur. Bei zu hoher Schlagfrequenz wird die Technik unsauber und es entstehen Vortriebsverluste.
Eigne Dir eine vortriebsorientierte Fahrweise an, d. h. versuche möglichst viel Vortrieb pro Schlag zu erreichen, also schon mit niedriger Schlagfrequenz hohes Tempo zu fahren bzw. eine bestimmte Strecke so schnell wie möglich, aber mit wenigen Schlägen zurückzulegen. Die Schlagfrequenz, mit der Du am schnellsten bist, ist Deine derzeit optimale Schlagfrequenz. Du kannst sie nur erhöhen (also schneller werden), wenn Du lernst, die saubere Schlagtechnik schneller auszuführen. (Arbeite z. B. an der Verkürzung der Umsetzphase.)
Besonders im ermüdeten Zustand der Muskulatur schleichen sich Fehler in Paddelhaltung und Blattdurchzug ein. Oft wird viel zu flach gepaddelt und die Paddelfläche nur noch zum Teil eingetaucht. Deshalb ist es wichtig, dass Du dich besonders gegen Ende des Trainings auf eine saubere Technik konzentrierst. Übe den Grundschlag oft und in sauberer Ausführung!